4 x Berlin – Konrad Knebel zum 90.

Ein junger Mann kommt aus dem Erzgebirge und studiert in Berlin Malerei. Bald entdeckt er das Berliner Häusermeer in seiner grauen Nachkriegstristesse und macht es zu seiner Bilderwelt, Konrad Knebel. Kaum ein anderer Maler hat dieser Stadt so viel malerisches Interesse entgegengebracht wie er. Seine Stadtlandschaften mit ihren verbrannten und verlebten Fassaden wirken wie Kulissen nach einer letzten Theatervorstellung. Die Darsteller haben die Szene schon verlassen. Die Bilder schweigen. Das Merkwürdige – Berlin ist keine Schönheit. Einem Maler könnten viele andere Motive zum Thema werden, aber Knebels Herz ist für Berlin entflammt. Auf den Bildern riecht es immer noch ein wenig nach Fliegeralarm. Das Nachkriegsberlin mit seinen verrußten Architekturen rostet in Trostlosigkeit dahin und es wurde noch trostloser. Der Überrest wurde nochmal geteilt.
Konrad Knebel siedelt im Prenzlauer Berg, dort wo der Putz am meisten bröckelte. Er erhielt auch den Namen „Der Utrillo vom Prenzlauer Berg“. Das aber ist ungenau. Utrillos Bilder steigen in den Himmel, Knebels Bilder verharren erdenschwer im Berliner Grau – in einer Art Lebensstille. Er ist im Dokumentarischen eher ein Zeitgenosse Eduard Gärtners, doch in dessen Bildern fahren Kutschen und leben Menschen. Auf Knebels Bildern sind sie unbekannt verzogen. Es herrscht Zeitferne. 

Wolfgang Leber, Berlin, Januar 2022


Konrad Knebel hat das Glück, mitten im Motiv zu sitzen, zu spazieren und länger zwischen den Bauten, Anbauten, Fensterfronten, Verschlägen, Einfahrten, Läden und den Aufschriften, die uns die Vergangenheit der Bauten zeigen, zu gehen und uns etwas Vergehendes wieder erscheinen zu lassen. Wir werden selbst davon ergriffen, da es schöne Bilder sind.
Gratulation zum Neunzigsten!

Harald Metzkes, Wegendorf, Januar 2022




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